Folsäure oder Folat: Die Irreführung der Namensverwendung

Die Begriffe „Folat" und „Folsäure" werden gemeinhin synonym verwendet, unterscheiden sich jedoch in ihrer biologischen Wirkung wesentlich. Während Folat die natürlich vorkommende Form von Vitamin B9 ist, ist Folsäure die synthetische, industriell hergestellte Form. Der Körper muss die synthetische Folsäure aber erst in mehreren Schritten in eine bioaktive Wirkform umwandeln. 

 

Folat (Vitamin B9) gehört zu den wasserlöslichen B-Vitaminen und ist für uns Menschen essentiell. Wir müssen es über die Nahrung aufnehmen, da unser Körper es nicht selbst bilden kann.

Folat ist für das Wachstum und die Entwicklung unserer Zellen unverzichtbar und spielt bei vielen Stoffwechselvorgängen eine wichtige Rolle.

Eine ausreichende Zufuhr von Folat ist vor allem für Schwangere wichtig. Es unterstützt das Wachstum des mütterlichen Gewebes und die Entwicklung des Fötus im Mutterleib.

Folsäure oder Folat: Die Irreführung der Namensverwendung

Die Begriffe „Folat" und „Folsäure" werden gemeinhin synonym verwendet, unterscheiden sich jedoch in ihrer biologischen Wirkung wesentlich. Während Folat die natürlich vorkommende Form von Vitamin B9 ist, ist Folsäure die synthetische, industriell hergestellte Form. Der Körper muss die synthetische Folsäure aber erst in mehreren Schritten in eine bioaktive Wirkform umwandeln. 

 

Folat (Vitamin B9) gehört zu den wasserlöslichen B-Vitaminen und ist für uns Menschen essentiell. Wir müssen es über die Nahrung aufnehmen, da unser Körper es nicht selbst bilden kann.

Folat ist für das Wachstum und die Entwicklung unserer Zellen unverzichtbar und spielt bei vielen Stoffwechselvorgängen eine wichtige Rolle.

Eine ausreichende Zufuhr von Folat ist vor allem für Schwangere wichtig. Es unterstützt das Wachstum des mütterlichen Gewebes und die Entwicklung des Fötus im Mutterleib.

Wirkung von Folat (nicht der Folsäure)

Folat trägt zu einer normalen Blutbildung bei und kann Erschöpfungszustände und Müdigkeit verringern. Dementsprechend ist ein Mangel die häufigste Ursache für Blutarmut, besonders während der Schwangerschaft. Folat ist auch für eine normale Funktion des Immunsystems unverzichtbar. Dadurch stärkt es die Abwehrkräfte und senkt das Infektionsrisiko. Eine weitere wichtige Funktion von Folat ist der Aufbau von Aminosäuren. Sie werden für die Bildung von Proteinen benötigt, die als Baustoffe für verschiedene Gewebe dienen oder als Enzyme, Hormone und Botenstoffe zahlreiche Stoffwechselvorgänge regulieren.

Da Folat bei der Zellteilung eine wichtige Rolle spielt (es ist für die Biosynthese der DNA notwendig), fördert es die Neubildung von Zellen. Das ist besonders für schnellwachsende Gewebe wie die Haut wichtig, aber auch für das Wachstum des mütterlichen Gewebes während der Schwangerschaft und die gesunde Entwicklung und das Wachstum ungeborener Kinder. Ein Folatmangel in den ersten Wochen der Schwangerschaft kann zu schweren neurologischen Missbildungen wie einem offenen Rücken (Spina bifida), Hirnschäden und Wasserkopf führen. Ein geringes Geburtsgewicht, Wachstumsstörungen und Knochenmarksveränderungen werden ebenfalls mit zu niedrigen Folatwerten in Zusammenhang gebracht.

Folat kann das Risiko für Osteoporose, Demenz, Schlaganfälle und Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken, weil es einen normalen Homocystein-Stoffwechsel fördert. Homocystein ist ein Abfallprodukt unseres Stoffwechsels, das - ähnlich wie die freien Sauerstoffradikale - für die Zellen giftig ist und möglichst schnell entsorgt werden muss.

Durch seinen positiven Einfluss auf unsere Psyche erhöht Folat die Stressresistenz, beruhigt und kann eine gereizte Stimmung ausgleichen. Es ist bei depressiven Verstimmungen hilfreich (auch bei Wochenbettdepression) und sorgt für bessere Laune. Außerdem erhöht es die Wirkung von Antidepressiva wie Lithium oder Fluoxetin.

Folsäure in Lebensmitteln - immer ein künstlicher Zusatz

Um die Folat-Versorgung des Körpers zu unterstützen, wird immer noch die allbekannte und populäre Folsäure (Pteroylmonoglutaminsäure) empfohlen, weil sie wesentlich billiger als das natürliche Folat ist. Aus demselben Grund wird in Lebensmitteln als Nahrungszusatz immer Folsäure verwendet.

Doch Folsäure ist eine im Labor entwickelte, künstliche Substanz, die sich eklatant von dem natürlichen und bereits bioaktiven Folat unterscheidet. Sie muss zuerst in einem komplizierten, mehrstufigen Prozess in die natürliche Folat-Form 5-MTHF (5-Methyltetrahydrofolat) umgewandelt werden.

Bei vielen Menschen ist das Enzym Dihydrofolatreduktase (DHFR) für den letzten Schritt der Umwandlung von Folsäure in Folat nur vermindert aktiv. Sie können mit der Einnahme von Folsäure-Tabletten ihren Folat-Status nicht verbessern. Doch auch bei einer normalen Funktion des Enzyms erfolgt die Umwandlung extrem langsam und führt zu einer hohen Konzentration freier Folsäure im Blut1 . Da es sich bei Folsäure um eine künstliche Substanz handelt, gibt es keine ausgleichenden Regelmechanismen wie z B. bei der Aufrechterhaltung eines normalen Blutzuckerspiegels. Folsäure wird nahezu unbegrenzt aufgenommen, weil unsere Körper sie nicht regulieren kann.

Abb. : Enzymabhängige Umwandlung von Folsäure in die biologisch aktive Folatform

Folsäure 5-MTHF Umwandlung

Die neuesten wissenschaftlichen Untersuchungen zeigen deutlich, dass natürliches Folat viel besser als Folsäure geeignet ist, um den Körper mit dem lebensnotwendigen Vitamin B9 zu versorgen.

Vor allem bei einer längerfristigen Einnahme kann zu viel Folsäure Gesundheitsschäden verursachen. So steigt zum Beispiel ab einer regelmäßigen Einnahme von 1000 Mikrogramm das Risiko für Prostatakrebs2 . Bei Kindern, deren Mütter während der Schwangerschaft viel Folsäure einnahmen, stieg das Risiko für Autismus3 oder Atemwegserkrankungen wie Asthma4 deutlich an.

Da die Bevölkerung in der westlichen Welt generell schlecht mit Folat versorgt ist, wurde in einigen Ländern den Zusatz von Folsäure in Lebensmitteln (meistens Brot) gesetzlich vorgeschrieben. Zum Beispiel in den USA. Seitdem kommt es dort häufiger zu Dickdarmkrebs. Experten wie Young-In Kim, Professor für Medizin und Ernährungswissenschaften von der University of Toronto, sind sich sicher, dass zu viel Folsäure die Entwicklung von Krebsvorstufen zu bösartigen Tumoren im Dickdarm beschleunigen kann5.

Bis zu welcher Dosierung Folsäure unbedenklich ist, ist zurzeit noch nicht geklärt. 400 µg gelten als sicher, eine regelmäßige Zufuhr von 1000 µg ist offenbar zu viel. In einer Studie aus dem Jahr 2016 kamen die Autoren zu dem Schluss, dass bereits 500 Mikrogramm Folsäure schädlich auf das Nervensystem wirken können6. Solche Werte werden schnell erreicht, wenn Lebensmittel mit Folsäure-Zusatz und Folsäure-Tabletten gleichzeitig eingenommen werden.

Höhere Dosen von Folat verursachen dagegen keine Nebenwirkungen, weil unser Körper das natürliche Vitamin B9 (im Gegensatz zu Folsäure) sehr gut kontrollieren kann. Ist zu viel Folat vorhanden, wird es gespeichert oder schnell ausgeschieden. So bleibt der Blutspiegel immer im Normbereich.

Und Schwangere? Sie sollen täglich 700 Mikrogramm Folat aufnehmen, um ihr ungeborenes Kind vor Missbildungen zu schützen und einen normalen Schwangerschaftsverlauf zu fördern. Dass Frauenärzte dafür fast immer ein Folsäure-Präparat verordnen statt des sicheren Folats, hinterlässt ein ungutes Gefühl.

Lebensmittel mit Folat liefern natürliches Vitamin B9

Folathaltige LebensmittelDas in unseren Lebensmitteln enthaltene natürliche Folat ist vor allem in Gemüse (Spinat, alle Kohlsorten, Salat, Spargel, Rote Bete), Hülsenfrüchten (weiße Bohnen, Sojabohnen, Kichererbsen), Erdnüssen und Innereien (z. B. Leber) enthalten - meistens in Form von Polyglutamaten.

Diese Folatverbindungen werden leider durch eine längere Lagerung und Kochen schnell zerstört, weil sie sehr empfindlich auf Sauerstoff, Licht und Hitze reagieren. Bis zu 90 Prozent Folat gehen dadurch verloren. Deshalb sollte Gemüse möglichst frisch zubereitet und schonend bei niedrigen Temperaturen gegart oder gedämpft werden. Im Alltag ist das kaum zu realisieren, so dass selbst Vegetarier häufig zu wenig Folat aufnehmen.

Um die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfohlene Tagesdosis von derzeit 300 Mikrogramm Folat zu erreichen, können zusätzlich Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden. In Anbetracht möglicher Gesundheitsschäden und dem hohen Anteil von Menschen in der Bevölkerung, die Folsäure nur eingeschränkt oder gar nicht verwerten können, ist ein Präparat mit natürlichem Folat (5-MTHF) wesentlich vorteilhafter. Auch wenn es etwas teurer ist als Folsäure, bietet es eine sichere und nebenwirkungsfreie Versorgung mit dem lebensnotwendigen B-Vitamin.

 


Quellenangaben:


1 The extremely slow and variable activity of dihydrofolate reductase in human liver and its implications for high folic acid intake. Steven W. Bailey and June E. Ayling, PNAS, 2009

2 Folic Acid and Risk of Prostate Cancer: Results From a Randomized Clinical Trial, Jane C. Figueiredo et. Al., J Natl Cancer Inst. 2009 Mar 18; 101(6): 432-435.

3 Too Much Folate in Pregnant Women Increases Risk for Autism, Study Suggests, Stephanie Desmon, Barbara Benham, Johns Hopkins School of Public Health, 2016

4 Effect of supplemental folic acid in pregnancy on childhood asthma: a prospective birth cohort study. Whitrow MJ, Moore VM, Rumbold AR, Davies MJ. Am J Epidemiol. 2009 Dec 15;170(12):1486-93. doi: 10.1093/aje/kwp315. Epub 2009 Oct 30

5 Folsäure - Ein Vitamin mit zwei Gesichtern, Anke Brodmerkel, Frankfurter Rundschau, 11.02.2018

6 What is the safe upper intake level of folic acid for the nervous system? Implications for folic acid fortification policies, Reynolds EH, Eur J Clin Nutr. 2016 May;70(5):537-40. doi: 10.1038/ejcn.2015.231. Epub 2016 Feb 10


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